Magersucht/Bulimie

Über 20 Jahre lang war ich magersüchtig und die Bulimie war mein täglicher Begleiter. Die Sucht hatte meinen Alltag bestimmt und ich war nicht fähig, mein Leben so zu leben, wie ich es wollte. Alles drehte sich nur um dieses Thema. Heute kann ich mir so einen Alltag gar nicht mehr vorstellen. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, war ich ein anderer Mensch. Es war ein anderes Leben. Mit 15 Jahren begann es, dass ich mir über das Essen immer mehr Gedanken machte. Ich war 20 Jahre alt und meine Mutter lieferte mich notfallmäßig an einem Nachmittag im Spital ein. 39 Kilo bei 1.70 m wog ich gerade noch. Ich wollte auf keinen Fall bleiben, darum schwor ich meinen Eltern und den Menschen, die mich im Spital betreuten, dass ich zunehmen würde. Das tat ich dann auch, denn ich wollte auf gar keinen Fall, dass mir jemand sagt, wie ich zu essen habe. Ich hatte in Kürze ein Gewicht von 46 Kilo erreicht, so dass es für alle Mitmenschen akzeptabel war. Ich ließ alle im Glauben, dass es mir gut geht. So war es aber nicht. Ärzte haben mir mitgeteilt, dass ich nie ganz aus dieser Sucht rauskommen werde. Es werde immer ein Teil von mir sein und ich werde wahrscheinlich nie Kinder kriegen. Ich bin ein Mensch, der solche Aussagen nicht akzeptieren kann. Eine Zeit lang lebte ich mit der Sucht, doch als ich 26 Jahre alt war und mein erster Sohn zur Welt kam, habe ich angefangen, meine ganze Vergangenheit zu hinterfragen. Ich war nie mich selbst. Ich lebte ein Leben nach der Vorstellung anderer. Also entschied ich mich, auf die Suche nach mir selbst zu gehen. Heute weiss ich, dass ich 20 Jahre lang auf der Suche war, wer ich bin und was ich möchte.